Generell mag ich die Dinge, die ich mache sehr. Aber manchmal gibt es dann Projekte, die einen noch ein klitezkleinwenig mehr kicken als andere. So geschehen bei der jüngst realisierten Geschäftsausstattung für das Bonner Start-Up Imperative Art.
Bereits im – an und für sich sehr offenen – Briefing stellte sich nämlich raus, dass hier einiges anders werden sollte, als sonst so üblich: Der Kunde (der sich in seinem beruflichen Alltag viel mit Raumwirkungen beschäftigt) wollte im zu entwerfenden Zeichen partout keine geschlossenen Räume haben. Spannend – denn, nun ja: Schrift ohne geschlossene Räume – das geht eigentlich nicht. Ausser … tja… man wird brutal und dekonstruiert Typo insofern auf’s Minimum, als dass man all das weglässt, was den Raum schließt (die Essenz der Lesbarkeit jedoch jedes Mal neu auslotet und beibehält). Das fertige Logo hatte dann tatsächlich keine geschlossenen Räume – eher noch „Blöcke im Raum“, aus denen der Betrachter die Bedeutung dann rekonstruiert.
Nachdem das Konzept zum ausbaufähigen (da es später weitere Submarken geben soll) Logo stand, ging es um die Anwendungen auf Visitenkarten und Briefpapier. Die Idee der „nicht geschlossenen Räume“ wurden auch bei den Visitenkarten nochmals aufgegriffen: Das Logo wurde ins Papier gerägt ist so „nach oben hin offen“ sein. Realisiert wurde das Ganze im Letterpress-(=Buchdruck)-Verfahren – was insofern sehr exotisch ist, als dass die Technik zwar sehr ausgereift, aber leider nahezu ausgestorben ist. Glücklicherweise aber gibt’s Spezialdruckereien, die ihre Nische im Letterpress gefunden haebn.
In Kooperation mit der großartigen Letterpress-Druckerei Leiterjazz aus Essen entstanden Druckerzeugnisse, deren handwerkliche und gestalterische Qualität sich bereits erfühlen lässt: Auf feinem 350g starken Römerturm Colorplan im Farbton „ebony black“ wurde mittels eines 120° C heißem Magnesiumklischees das Logo ins Papier gepresst. Neben der hohen Temperatur taten die 40 Tonnen Druck (mit denen die Druckmaschine, der legendäre „Heidelberger Tiegel“ arbeitet) ein Übriges. In der Tat sehr beeindruckend 😉
Und damit war der Spaß aber noch längst nicht vorbei: Da Visitenkarten ja zwei Seiten haben (und man bei schwarzem Papier außer Siebdruck o. Letterpress mit silber wenig Möglichkeiten hat), wurde ein zweites ebenfalls 350g starkes Römerturm Colorplan-Papier (diesmal im feinen Farbton „pristine white“) gegenkaschiert.
Flächengewicht der gesamten Karte also: 2 x 350g – da freut sich das Herz eines jeden Gestalters!
Das weiße Papier wurde zuvor einfarbig mit einer Pantone-Farbe und ganz wenig Druck (sog. Kiss-Print) bedruckt. Und weil auch wir sowas nicht jeden Tag machen, haben wir’s uns nicht nehmen lassen, beim Druck höchstselbst dabei zu sein. Obendrein gab’s noch eine spannende Führung durch die heiligen Letterjazz-Hallen, jede Menge Fachwissen und manch klugen Rat von den Druckern.
Da nach dem Kaschieren der Leim noch ein Weilchen trockenen musste, kamen die Karten dann ein paar Tage später mit der Post an – bei 8 kg Visitenkarten gab’s da aber mal großes „Hurra“ (und auch der Kunde war ganz aus dem Häuschen).
Danke nochmal an die Teufelsburschen und -mädels von Letterjazz – Ihr seid der Hammer!
Ach ja – Briefpapier gibt’s freilich auch noch 😉
Gedruckt wurde dieses mal – wie auch schon bei Woodpecker Finch – wieder um die Ecke bei der netten Druckerei Hemmersbach. Und auch beim Briefpapier fiel die Papierwahl nicht schwer: Römerturm Colorplan pristine white (wie die weiße Seite der Visitenkarte) in ordentlichen 100g.
Toller Job, toller Kunde, tolle Drucker, tolles Resultat, alle fröhlich! Jederzeit gerne wieder!